Der Begriff „Honeymoon-Zystitis“ stammt noch aus früheren Zeiten, als Frauen und Männer sich häufig erst in den Flitterwochen sexuell näherkommen durften. In den Flitterwochen wurde dann nachgeholt, was zuvor untersagt war – wie man sich vorstellen kann, oft mit großer Häufigkeit und Intensität. In der heutigen Zeit tritt die Honeymoon-Zystitis in Phasen besonders hoher sexueller Aktivität auf bzw. auch nach längeren geschlechtsverkehrfreien Phasen. Genau wie die „normale“ akute Blasenentzündung geht sie mit Symptomen wie Schmerzen beim Wasserlassen bzw. im Unterleib und ständigem Harndrang bei sehr geringen Urinmengen einher.
Wie kommt es zur Honeymoon-Zystitis?
Wie bereits erläutert, ist die Ursache für die sog. Honeymoon-Zystitis eine hohe sexuelle Aktivität. Einerseits kann es durch die Reibung beim Geschlechtsverkehr an der Vaginalschleimhaut zu Reizungen bis hin zu kleinen Rissen kommen. Eine angegriffene Schleimhaut begünstigt das Aufsteigen von Bakterien aus dem Vaginalbereich über die Harnröhre in die Blase, wo sie dann die Entzündung auslösen.
Neben dieser rein mechanischen Belastung kann die Genitalflora eines neuen Sexualpartners der Auslöser für die Blasenentzündung sein. Unser Immunsystem muss sich erstmal an die neuen „Keime“ gewöhnen, dann verschwinden i. d. R. auch die Symptome wieder.
Begünstigt werden kann die Honeymoon-Zystitis von der Benutzung eines Diaphragmas oder eines spermaabtötenden Gels (Spermizid). Beide Methoden, oft auch in Kombination eingesetzt, reizen die Vaginalschleimhaut und können so das Scheidenmileu negativ beeinflussen und es anfälliger für bakterielle Besiedlung machen.
Sinnvoll ist auf jeden Fall, direkt nach dem Geschlechtsverkehr die Blase zu entleeren, damit evtl. Keime unmittelbar ausgespült werden, bevor sie sich in der Blasenschleimhaut festsetzen können.
Frauen sind auch ohne ein intensives Sexualleben deutlich häufiger von Blasenentzündungen betroffen als Männer. In den allermeisten Fällen werden diese durch Bakterien - nämlich den E. coli Bakterien aus unserer eigenen Darmflora - ausgelöst. Grund hierfür ist die anatomisch dichte Lage von Darmausgang, Scheiden- und Blaseneingang bei der Frau. Hinzu kommt, dass die Harnröhre der Frau deutlich kürzer ist als die des Mannes (3 – 5 cm zu 20 – 25 cm). So gelangen die Darmkeime auf kurzem Weg vom Darmausgang zum Blaseneingang und können von dort aus von der Harnröhre in die Blase aufsteigen und können eine Entzündung der Schleimhaut auslösen.
Was können Sie tun, um einer Honeymoon-Zystitis vorzubeugen?
- Zur Vorbeugung ist es - wie oben bereits erwähnt - das Beste, wenn Sie nach dem Sex Wasser lassen, das spült evtl. zur Blase aufgestiegene Bakterien direkt wieder aus und verhindert, dass diese sich in der Schleimhaut einnisten können.
- Vermeiden Sie während des Geschlechtsverkehrs einen Wechsel von Anal - zu Vaginalsex.
- Richtige Abwischtechnik: Wischen Sie nach dem Wasserlassen von der Scheide in Richtung After, um zu vermeiden, dass Sie die Bakterien direkt vor die Eintrittspforte zur Blase befördern.
- Bei der Intimhygiene gilt: Weniger ist mehr - statt parfümierten Seifen und Duschgels nur mit Wasser reinigen oder Produkte verwenden, die speziell für die Intimhygiene – und dabei pH-neutral – vorgesehen sind.
- Eine ausreichende Trinkmenge ist immer gut, nicht nur, wenn Sie ein akuter Harnwegsinfekt plagt. 1,5 – 2 l pro Tag an ungesüßten Getränken sollten es sein, an wärmeren Tagen oder bei stärkerer Schweißproduktion auch mehr.
Was kann ich tun, wenn ich unter einer Honeymoon-Zystitis leide?
Da es sich bei einer Honeymoon-Zystitis um eine akute, unkomplizierte Blasenentzündung handelt, finden alle Maßnahmen der „normalen“ Blasenentzündung Anwendung:
Trinken, trinken trinken, um die Keime aus der Blase zu spülen
Am besten eignen sich ungesüßte Früchte- und Kräutertees. In aller erster Linie geht es um die Menge, zuckerfrei sollte das Getränk aber unbedingt sein. In der Apotheke gibt es fertige Blasen- und Nierentees. Diese sind entweder als Granulat (Achtung, meist ist Zucker zugesetzt!) oder aber als Tee (lose oder als Teebeutel) erhältlich.
Neben Kräutertees können Schorlen aus Cranberry- oder Preiselbeersaft Sie bei einer Blasenentzündung gut unterstützen.
Ausruhen, mal langsam machen
Wie bei jeder Erkrankung ist es auch bei einer Blasenentzündung wichtig, dass Sie Ihrem Körper die Zeit zugestehen, den Infekt selbst in den Griff zu bekommen. Einfach mal aufs Sofa oder ins Bett legen, dick einpacken und nichts tun. So hat der Körper alle Möglichkeiten und Ressourcen, um den Infekt optimal zu bekämpfen. Der überwiegende Teil der Blasenentzündung verläuft als sog. unkomplizierte Blasenentzündung ohne Komplikationen und und bedarf meist auch nicht der Einnahme eines Antibiotikums. Damit das in Ihrem Fall auch so bleibt, ist Erholung angesagt.
Wärme entspannt und tut gut!
Der gesamte Nieren- und Blasentrakt unseres Körpers ist wärmebedürftig. Deshalb ist es besonders bei einem Infekt sinnvoll, Wärme zuzuführen. Auf keinen Fall sollten Sie frieren oder auch nur kalte Füße haben. Deshalb sind bei der akuten Blasenentzündung Wärmflasche, dicke Socken und Decke ein ständiger Begleiter. Wer mag, darf sich auch gerne eine feucht-warme (Kräuter-)Auflage auf die Blasenregion auflegen, denn feuchte Wärme geht tiefer. Es ist relativ einfach gemacht:
Sie kochen einen starken Schafgarben-Tee (2 EL auf 1 kleine Schüssel heißes Wasser, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, dann abseihen), lassen diesen etwas abkühlen und tauchen dann ein Baumwolltuch von der Größe eines halben Geschirrtuchs ein. Danach wringen Sie dieses aus (Vorsicht! Es kann noch heiß sein). Anschließend legen Sie sich das feuchte Tuch direkt auf die Blasenregion auf (auch hier vorher nochmal prüfen, ob es nicht zu heiß ist!). Dann die Wärmflasche auflegen und ca. 20 Minuten aufliegen lassen, danach nochmals 20 Minuten warm eingepackt nachruhen.
Pflanzenkraft zur Unterstützung
Gerade bei einer Blasenentzündung hat die Natur in Form von Pflanzenkraft einiges zu bieten:
- Birken-, Löwenzahn- und Brennnesselblätter wirken harntreibend, d. h. sie unterstützen die Ausspülung der Keime aus der Blase
- Wacholderbeeren und Echte Goldrute wirken durchspülend und zusätzlich antientzündlich.
- Bärentraubenblätter wirken antibakteriell.
Die Pflanzen können Sie gut in einer eigenen Teemischung oder aber auch als Tinkturen verwenden.
Bewährt haben sich pflanzliche Fertigarzneimittel z. B. aus Meerrettich und Kapuzinerkresse. Beide Pflanzen enthalten Senföle, die antibakteriell, d. h. gegen Bakterien, sowie antientzündlich wirken und so zusätzlich schmerzhafte Symptome lindern.
Diese Maßnahmen gelten für die unkomplizierte Harnwegsinfektion und reichen in den meisten Fällen auch aus, um diese ohne Antibiotikum ausheilen zu lassen. Es gilt jedoch immer, wenn sich die Blasenentzündung innerhalb von 3 Tagen nicht bessert oder sogar weitere Symptome hinzukommen (Fieber, Schüttelfrost und/oder Flanken-/Rückenschmerzen), gehen Sie bitte sofort zum Arzt.